David Spangler – der spirituelle Denker, der New Age mit Bodenhaftung wollte

Es gibt Menschen, die einer Bewegung ihren Namen geben. Und dann gibt es David Spangler – der einer Bewegung zugeordnet wird, die er nie wirklich so wollte.

In den 1970er-Jahren galt er als einer der zentralen Köpfe der New-Age-Bewegung – einer Strömung, die Spiritualität aus Klöstern, Kirchen und Dogmen befreien wollte. Astrologie, Meditation, Naturwesen, Selbstheilung: all das sollte nicht länger lächerlich, sondern Teil eines bewussteren Lebens sein.

Klingt gut. Doch was Spangler selbst darunter verstand, hatte wenig mit dem zu tun, was später daraus wurde: Kristalle, Channeling-Shows und ein esoterischer Markt, der alles versprach – außer Erdung.


Von Marokko nach Findhorn: kein gewöhnlicher Werdegang

Geboren wurde David Spangler 1945 in Ohio. Seine Kindheit verbrachte er zum Teil in Marokko, wo er erste spirituelle Erfahrungen machte – aber nicht im Sinne von Engeln auf Wolken, sondern als eine feine, dauerhafte Wahrnehmung, dass alles verbunden ist. Kein religiöser Übertritt, sondern ein Erleben.

Statt das Theologische zu studieren, ging er auf eine naturwissenschaftliche Uni (Biochemie), brach ab – und wurde Dozent für spirituelle Entwicklung. Der Ort, an dem das konkret wurde, war Findhorn in Schottland – ein Ort, der damals als experimentelle Gemeinschaft bekannt wurde, in der Menschen mit Pflanzen „kommunizierten“ und ökologisch-spirituelles Leben erprobten.

Spangler war dort kein Guru, sondern jemand, der fragte:
Was bedeutet es eigentlich, bewusst zu leben? Und was passiert, wenn wir Spiritualität ernst nehmen – ohne uns selbst dabei zu belügen?


Was wollte er? Und warum hat er sich distanziert?

Spangler war keiner, der Leute zu Anhängern machen wollte. Seine Bücher (Revelation: The Birth of a New Age, The Call, Blessing) lesen sich nicht wie Predigten. Sie sind Einladungen zum Denken.

Er entwickelte das Konzept der „Inkarnatorischen Spiritualität“ – die Idee, dass Spiritualität nicht jenseitig ist, sondern im Hier und Jetzt stattfindet. Dass das Leben selbst – mit seinem Chaos, Alltag, sogar mit dem Spülwasser – Teil des Spirituellen ist.

Doch genau das fehlte ihm später in der New-Age-Szene. Er störte sich daran, wie schnell alles ins Oberflächliche, Magisch-Überdrehte oder Kommerzielle kippte. Er trat zurück, zog sich aus öffentlichen Bewegungen zurück, baute stattdessen die Lorian Association auf – eine Plattform für praktische, geerdete Spiritualität.

Er sagte:

„Es geht nicht darum, auf eine höhere Ebene zu kommen. Es geht darum, ganz hier zu sein.“


Warum er heute noch wichtig ist

Spangler steht für eine Form von Spiritualität, die sich nicht verkaufen will. Die nicht mit Heilsversprechen oder angeblichen Lichtwesen arbeitet. Sondern mit einem klaren Gedanken:
Was macht ein bewusstes Leben aus? Und was können wir selbst beitragen – im echten Leben, nicht im Schein?

Sein Werk umfasst über 30 Bücher, Essays, Vorträge und die regelmäßige Serie „David’s Desk“, in der er persönliche, oft philosophische Gedanken zum Leben teilt.

Er hat nie ein Label gebraucht, um ernst genommen zu werden. Und vielleicht ist genau das sein größter Beitrag:
Spiritualität, die nicht flüchtet – sondern bleibt.


Kurz gesagt:

ThemaInhalt
Geboren1945, Ohio, USA
AusbildungAbgebrochenes Biochemie-Studium
SchlüsselortFindhorn Foundation, Schottland
Zentrales KonzeptInkarnatorische Spiritualität
Kritik an New AgeZu abgehoben, zu kommerziell, zu realitätsfern
HauptwerkeRevelation, The Call, Blessing u. a.
OrganisationLorian Association
HaltungBewusstsein im Alltag leben – nicht davon träumen

Von Petra

Ich schreibe über das Leben zwischen den Zeilen, über alte Rituale und neue Wege. Mich interessieren leise Fragen mehr als schnelle Antworten. Und wie wir dabei nicht vergessen, wer wir eigentlich sind.